Ingelore-Ursula Kalz-Simontowski  Heilpraktikerin

Weißdornweg 2   38300 Wolfenbüttel   Tel. 05331 859281

Indikationen

Grundsätzlich kann mittels Akupunktur jede Krankheit (mit)behandelt werden, soweit gesetzlich zugelassen. Denn jedes energetische Ungleichgewicht, unabhängig davon, ob Funktionsstörungen im Sinne von messbaren Abweichungen bereits vorliegen oder nicht, ist durch Akupunktur modifizierbar.

 

Eine Akupunktur-Behandlung kann dennoch nicht alles heilen. Nachhaltige strukturelle Veränderungen sind nur schwer umkehrbar. Hier liegt die Betonung auf Stabilisierung und Prävention eines weiteren Fortschreitens.

 

Ihr Unwohlsein braucht keinen Namen, keine Kategorie, nicht einmal eine Krankheit im westlichen Sinne zu sein. Es reicht, wenn Sie das Gefühl haben, festzustecken, sich im Kreise zu drehen, vom Alltag aufgefressen zu werden, sich abgelehnt fühlen, unsicher, unentschlossen, frustriert, tief enttäuscht oder auf der Suche nach dem Sinn noch ohne Antwort sind. Vielleicht fällt es Ihnen auch schwer eine Trennung, einen Abschied zu überwinden. Denn nicht immer zeigt sich sogleich ein Krankheitssymptom oder Syndrom nach westlicher Klassifizierung als Folge. Meist ist es ein langer Weg dahin. Gut, wenn es gar nicht erst so weit kommen muss.

 

Eine Liste von Indikationen zur Akupunktur halte ich auch aus anderen Gründen nicht für förderlich:

  • In ihrer eigenen Sprache wäre sie nur für die Fachwelt nützlich.
  • In der Sprache der vertrauten westlichen Medizin wäre sie missverständlich.
  • Sie könnte fälschlich als Heilversprechen interpretiert werden.
  • Sie wäre nie wirklich vollständig, weil eine Erkrankung, selbst bei einerAnzahl typischer Symptome doch grundsätzlich ein individuelles Geschehen und als solches im Rahmen der Akupunktur zu behandeln ist.

Die angeblich von der Weltgesundheitsorganisation WHO veröffentlichte Liste der Indikationen für eine Akupunktur-Behandlung, (vgl. hierzu “Leitfaden der Chinesischen Medizin“, hrsg. v. Dr. med. C. Focks und Dr. med. N. Hillenbrand, Urban & Fischer, München/Jena 2003) umfasst ebenso wie die im Leitfaden veröffentlichte ein breites Spektrum verschiedener Erkrankungen. Darunter finden sich beispielsweise Erkrankungen des Bewegungsapparates wie Tennisellenbogen oder Arthritis, Atemwegserkrankungen wie Bronchitis oder Asthma, Verdauungsstörungen wie Verstopfung oder Magenschleimhautentzündung, neurologische Störungen wie Lähmungen nach Schlaganfall oder Trigeminusneuralgie, aber auch Hauterkrankungen, psychische und psychovegetative Störungen, Tumorschmerzen, Immunstörungen u. a .m.

 

Jene Aufzählung macht die westliche Sichtweise deutlich:

  • Es werden keine Syndrome der TCM benannt.
  • Es werden keine Dysbalancen gemäß der klassischen Akupunktur aufgeführt.
  • Im Fokus stehen westliche Krankheitsbegriffe, Syndrome, die durch eine Anzahl bestimmter Symptome charakterisiert sind, und nicht der Mensch als Ganzes.
  • Der Prävention wird damit (zu) wenig Bedeutung beigemessen, denn diagnostizierbare Syndrome beinhalten manifestierte Symptome.

Sie birgt die Gefahr des Missverständnisses für Therapeut wie Patienten, als ob es genüge, in der Literatur empfohlene Punktekombinationen nur oft genug zu nadeln, um diese Krankheiten besiegen zu können. Dem ist so nicht.

 

Denn ein Leiden wie Kopfschmerzen oder eine Krankheit wie Bluthochdruck kann aus Sicht der Chinesischen Medizin verschiedene Ursachen haben und muss entsprechend differenziert und individuell behandelt werden. Umgekehrt können vergleichbare Ursachen zu sehr unterschiedlichen Symptomen führen. Akupunktur ist auch keine Droge, sondern unterstützt die Fähigkeit des Organismus zur Selbstregulation. Das heißt, der Patient hat eine Mitverantwortung, und ohne seine Mitarbeit wird sich nur bedingt an der Symptomatik „herumdoktern“ lassen. 

 

Beispielsweise kann eine "Ansammlung von Schleim" zur Arteriosklerose, zu einem Steinleiden, knirschenden Gelenken, zur Vergrößerung der Prostata, zu Bluthochdruck, Krebsleiden u.a.m. führen. Den Schleim aufzulösen, auszuleiten und seiner Neubildung entgegenzuwirken, wäre bei aller Verschiedenheit der Krankheitszeichen die grundlegende Aufgabenstellung an den Therapeuten wie den Patienten, der dazu nicht nur mit einer Umstellung seiner Nahrungsgewohnheiten einen wichtigen Beitrag leisten kann. Denn dem Schleim geht die Feuchtigkeit voraus, und die kann sich aus einer schwachen Organfunktion entwickeln, durch ein Zuviel falscher Nahrungsmittel, durch klimatische Faktoren oder eine Infektion. Die schwache Organfunktion kann erblich veranlagt, aber auch aus unangemessenen Emotionen, einem Zuviel oder Zuwenig an Bewegung und anderen Faktoren resultieren. Wer nicht die eigentliche Wurzel eines Leidens diagnostiziert und gemeinsam mit dem Patienten behandelt, wird kaum einen langanhaltenden Erfolg erzielen können.

 

Gut, wenn eine Behandlung einsetzen kann, bevor sich eine Krankheit nach westlicher Differenzierung manifestieren konnte. So ist das Vorbeugen z.B. eines Schlaganfalls bei entsprechender Konstitution und prädisponierenden Lebensumständen mindestens so wichtig und sinnvoll wie die Behandlung im akuten Fall oder die Therapie der Spätfolgen. Dazu wird es in der Regel u.a. notwendig sein, einen anderen Umgang mit stressauslösenden Bedingungen zu lernen. Das wird aber eventuell nur gelingen, wenn man bereit ist, seine Grundeinstellungen, seine Erwartungen und Ziele zu überprüfen und zu modulieren, sich seinen Befürchtungen und Ängsten zu stellen usw. Allein damit sind schon verschiedene Funktionskreise bzw. Wandlungsphasen in ihrem Zusammenwirken angesprochen. Möglicherweise liegt auch ein Blutmangel zugrunde bzw. eine Ernährungsweise, die zu viel Feuchtigkeit produziert, wodurch der Qi- und Blutfluss in den Leitbahnen gestört wird. Auch davon könnten mehrere Funktionskreise in Mitleidenschaft gezogen werden usw.

 

Je früher eine Behandlung beginnt, um so günstiger ist in der Regel die Prognose. Eine chronische Erkrankung, die über Jahre existiert, lässt sich nicht mit wenigen Sitzungen beseitigen. Dennoch zeigt die Erfahrung, dass sich manchmal sogar dann noch erstaunliche Ergebnisse erzielen lassen, wenn die schulmedizinische Behandlung keine Besserung mehr bringt. Auch hängt der Behandlungserfolg von der Mitarbeit des Patienten ab und damit von seinen Lebensumständen wie seiner Bereitschaft, seine Gewohnheiten und Einstellungen, sofern sie krankmachend sind, zu verändern.

 

All das spiegelt sich in solch einer Auflistung von Syndromen nicht. So zu behandeln, das bedeutet aber, den ganzen Menschen in seiner Einmaligkeit zu behandeln. Das bedeutet, ihn ein Stück seines individuellen Weges zu begleiten und ihm zu helfen, die Weichen für seine Zukunft anders zu stellen, um (auch zukünftige) Entgleisungen möglichst zu verhindern. Das bedeutet zugleich, die Bereitschaft zu fördern, für sich und sein So-Sein Verantwortung zu übernehmen.

 

Behandlung mit Akupunktur ist auf mehreren Ebenen möglich. Letztlich entscheidet der Patient, ob er Linderung oder Heilung will. Heilen ist ein Prozess, ein Weg des Bewusstwerdens, des Verantwortlichwerdens für seine Gesundheit. Heilen ist dennoch nicht identisch mit Symptomfreiheit, sondern mit Zufriedenheit. Aber nicht jederzeit ist die rechte Zeit. Deshalb ist es in Ordnung, wenn mal die akute Schmerzbeseitigung, mal die funktionale Verbesserung und mal die Behandlung tiefer liegender Ursachen im Mittelpunkt steht. Der konkrete Einzelfall sowie diese Vielfalt der Behandlungsmöglichkeiten, die sich in der unvoreingenommenen Betrachtung der Chinesischen Medizin im Rahmen ihres eigenen Gedankengebäudes erschließt, sollten Gesprächsgrundlage sein, nicht ein bestimmtes Syndrom.

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